Muskelschmerzen und steife Gelenke in den Wechseljahren

16. Oktober 2018

MENOPAUSE 3. TEIL

Dieser Gastbeitrag stammt von Frau Dr. Barbara Rossi Meier, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie ist in der Frauenpraxis Schifflände in Zürich tätig und verrät hier interessante Fakten aus dem gynäkologischen Alltag.

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Hätten Sie gewusst, dass ca. jede zweite Frau in den Wechseljahren über Muskel- und Gelenksschmerzen klagt?

Betroffen von den Schmerzen sind vor allem die kleinen Wirbelgelenke im Bereich des unterenRückens, sowie die Hüft- und Kniegelenke. Dabei kommt es nicht selten auch zu einer Morgensteifigkeit dieser Gelenke. Und die meisten der Frauen wissen auch nicht, dass diese Beschwerden mit der Abnahme der weiblichen Hormone in den Wechseljahren, speziell dem Östrogen, zu tun haben können.

Und so kommt es, dass viele Frauen ab dem 40sten Lebensjahr wegen ebensolcher Beschwerden häufig den Hausarzt oder den Rheumatologen aufsuchen, anstatt einen Termin beim Gynäkologen abzumachen. Weder die betroffenen Frauen noch ihre betreuenden Ärzte denken dabei in erster Linie an klassische Wechseljahrbeschwerden. Sie denken eher an degenerative Erkrankungen aufgrund des Alters, aber auch an Entzündungen oder Erkrankungen wie Gicht und Rheuma.

Ein Mangel an Östrogen führt zu verschiedenen Veränderungen im Körper der wechseljährigen Frauen.
Einerseits unterstützt das Östrogenhormon wichtige Funktionen des Immunsystems. Fällt der Östrogenspiegel, so nehmen Entzündungen im Körper zu. Diese Entzündungen wiederum können Gelenksschmerzen begünstigen. Andererseits reguliert Östrogen den Wasserhaushalt in der Haut, in Muskeln, Bindegeweben, Knochen, Knorpeln und ist auch für die Produktion der Gelenksflüssigkeit notwendig. Mit sinkendem Östrogenspiegel können diese Gewebe verhärten und weniger elastisch werden. Die Gleitflüssigkeit in den Gelenken nimmt ebenfalls ab. Zu guter Letzt spielt das Östrogenhormon auch bei der Schmerzverarbeitung eine wichtige Rolle. In einigen Strukturen des Nervensystems finden sich sogenannte Östrogenrezeptoren. Man nimmt an, dass das Östrogen dort andocken kann und dabei einen schmerzlindernden Effekt hat.

Was kann man nun gegen Muskel- und Gelenksschmerzen machen, die durch das sinkende Östrogenhormon ausgelöst werden?
Leider kann das Rad der Zeit ja nicht zurückgedreht werden. Sicherlich ist es ratsam, das Gewicht im Griff zu haben. Sollte also ein eindeutiges Übergewicht bestehen, so ist eine Gewichtreduktion sinnvoll. Ausserdem soll eine basische und Calcium-reiche Ernährung helfen. Bei der Ernährung ist darauf zu achten, dass Lebensmittel, die natürliche Östrogene beinhalten, bevorzugt werden. Diese sind beispielsweise in Soya, Leinsamen, Sonnenblumen- und Kürbiskernen, Hülsenfrüchten und Trockenfrüchten enthalten. Ausreichende Bewegung ist auch ein wichtiger Pfeiler der Therapie. Besonders geeignet sind Dehnungsübungen, Krafttrainig, Faszientraining, Nordic Walking, und Schwimmen. Als lokale Massnahme hat sich die Anwendung einer Wallwurz Salbe bewährt.

Ist ein Östrogenmangel in den Wechseljahren der Auslöser für die Muskel- und Gelenksschmerzen, dann kann eine Hormonersatztherapie die fehlenden Östrogene zuführen.
Heutzutage werden dafür gerne östrogenhaltige Dosiergele eingesetzt. Diese enthalten sogenanntes bioidentisches Östrogen, welches identisch ist mit dem Originalmolekül aus dem Eierstock und durch die Haut resorbiert wird. Dadurch kann die Dosierung individuell angepasst, die Verträglichkeit erhöht und das Risiko einer Thrombose als schwerwiegende Komplikation der Therapie praktisch vermieden werden.

Also keine Bange – auch diesen Herausforderungen sind wir Frauen gewachsen!